Architekturpreis 2020 | Dortmund Unna Hamm

Baukunstarchiv NRW
1. Preis

Link zum Beitrag des BDA Dortmund-Hamm-Unna:
Der Architekturpreis Dortmund Hamm Unna 2020 ist entschieden

Link zum Beitrag der TU-Dortmund:
Bau­kunst­archiv NRW erhält Architekturpreis

Ursprünglich als Königliches Oberbergamt erbaut, blickt das heutige Baukunstarchiv NRW auf eine lange und bewegte Umbaugeschichte zurück. Der 1875 fertiggestellte Bau sollte als zentrale Verwaltung für den Ruhrbergbau dienen. Architekt Gustav Knobloch entwarf ein freistehendes, viergeschossiges Gebäude, dessen repräsentative Fassaden an drei Straßen und einer rückwärtig gelegenen Gartenanlage angrenzten. Die Büro- und Versammlungsräume waren rings um einen Innenhof angeordnet, wurden über die Außenfassaden belichtet und von der Hofseite über ringförmig angeordnete Flure erschlossen.

Aufgrund der rasanten Expansion des Steinkohlebergbaus musste die Verwaltung nach kurzer Zeit umziehen und das Gebäude sollte zum städtischen Kunst- und Gewerbemuseum umgebaut werden. Unter dem Architekten und Stadtbaurat Friedrich Kullrich wurden die Erschließungsflure aus dem Innenhof entfernt und der auf diese Weise vergrößerte Hof mit einem Glasdach überdeckt.

Bei einem Luftangriff im Oktober 1944 wurde der Museumsbau stark zerstört. Daraufhin setzte sich die damalige Museumsdirektorin Leonie Reygers dafür ein, das Gebäude in eine moderne Museumsarchitektur umzuwandeln: Die zwei obersten Geschosse wurden abgetragen, die gründerzeitliche Ornamentik verschwand hinter einer modernen Klinkerfassade und die Symmetrie des Mittelrisalits wurde durch einen zeittypischen Glasvorbau aufgehoben. Nur Details wie die Segmentbogenfenster, alte Bodenbeläge oder repräsentative Treppenanlagen zeugten noch von den Ursprüngen des Gebäudes.

Mehr als fünf Jahrzehnte war das Gebäude als „Museum am Ostwall“ fester Bestandteil des öffentlichen und kulturellen Lebens der Stadt Dortmund, bis es 2009 in neue Räumlichkeiten umzog und dem Gebäude wieder der Abbruch drohte. Nur durch großes Engagement konnte dies verhindert und mit der Erarbeitung eines neuen Nutzungskonzeptes das Blatt schließlich gewendet werden. In der Zeit von 2017 bis 2018 wurde das ehemalige Museum am Ostwall zum „Baukunstarchiv NRW“ umgebaut.

Das Haus für die neue Nutzung als Baukunstarchiv mit Archivbereichen, Büroflächen, Bibliothek, Leseräumen und Seminarsälen zu erhalten und behutsam anzupassen wurde dabei als Kern der Aufgabe begriffen. Die räumlichen Qualitäten des Bestandes mit der zentralen lichtdurchfluteten Halle mit Umgang in zwei Geschossen, dem Gartensaal, den Bezügen zum Park und zur Promenade am Ostwall sowie die dauerhaft effiziente Konstruktion und damit auch die energetischen Nachhaltigkeit zu identifizieren, weiter zu nutzen und mit angemessener Zurückhaltung klug zu ergänzen bzw. optimieren, stellen die wesentlichen Parameter der gewählten Lösung dar.

Die Stahl-Glas-Fassaden, das Stahl-Glas-Dach und die Dachdecke wurden den heutigen Standards entsprechend ergänzt, die Rettungswegesituation bzw. das Brandschutzkonzept für eine Versammlungsstätte nach aktuellem Baurecht angepasst und Maßnahmen zur barrierefreien   Nutzbarkeit des Gebäudes durchgeführt. Alles erfolgte unter dem als Ziel formulierten Konzept: Weiter-Bauen, ohne den Charakter, die vorgefundenen Qualitäten einzubüßen – fast unbemerkt das Haus für nächste Nutzer, nächste Generationen, leistungsfähig übergeben.


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